Neue Sitzkonzepte
In einem herkömmlichen Stuhl befinden sich Rücken und Oberschenkel sowie Ober- und Unterschenkel normalerweise in einem 90-Grad-Winkel, wohingegen der sogenannte Sattelstuhl einen Winkel von etwa 135 Grad ermöglicht. Der deutsche Orthopäde Hannes Schoberth bewies mit Röntgenaufnahmen bereits im Jahr 1962, dass sich das Hüftgelenk nur ca. 60 Grad beugen kann. Demnach wird ein Winkel von 90 Grad im Hüftgelenk nur erreicht, indem das Becken nach hinten gelehnt wird.
In einer Studie in 2006 wurde anhand von Magnetresonanztomographie-Aufnahmen gezeigt, dass der heute empfohlene Hüftwinkel von 90 Grad zu unnatürlichen Belastungen in den Bandscheiben führt und somit nicht empfehlenswert ist.
Aktiv-dynamisches Sitzen
Um Rückenschmerzen, die durch nicht entspanntes, statisches Sitzen ausgelöst werden, zu lindern oder sogar zu beheben, empfehlen Mediziner als einfachste Maßnahme das aktiv-dynamische Sitzen. Dabei ist die Sitzposition nicht starr, sondern wird ständig geändert. Dies wird durch bewegliche Sitzflächen und Rückenlehnen ermöglicht. Zum einen trainiert dadurch ein Benutzer die Stützmuskulatur seiner Wirbelsäule, was Rückenerkrankungen vorbeugt, zum anderen verbessern häufige Wechsel zwischen Belastung und Entlastung die Nährstoffversorgung der Bandscheiben. Stühle mit den oben genannten Mechanikentypen fördern aktiv-dynamisches Sitzen vorwiegend eindimensional nach vorne und hinten.
Der sogenannte Pezziball fördert aktiv-dynamisches Sitzen; er hat aber keine Rückenlehne (ist also kein „Stuhl“) und verlangt vom Benutzer ein ständiges Balancieren, was Viele bei längerem Sitzen als zu anstrengend und von manche als konzentrationsmindernd bei Büroarbeit (speziell Bildschirmarbeit) empfinden.
Verschiedene moderne Pendel- und Balancemechaniken basieren auf der sogenannten „fußgesteuerten Bewegung“. In ihnen ist der Sitz wie an einer Schaukel aufgehängt und/oder rundum beweglich gelagert. Diese Sitze schwingen und/oder pendeln immer minimal, da es z. B. auf einer Schaukel unmöglich ist, Oberkörper, Beine und Füße zueinander in absoluter Ruhe zu halten; diese Bewegungen werden also unbewusst erzeugt. Bei Stühlen mit schaukelnd aufgehängten Sitzen können sie bereits durch Armbewegungen ausgelöst werden; gedämpft wird diese Haltungsunruhe durch Auflegen der Arme auf einen Schreibtisch. Die Bewegungen sollen die Steuerung der Muskeln zu Gegenbewegungen und die Zirkulation des Blutes im Blutkreislauf fördern.
http://de.wikipedia.org/wiki/Sattelstuhl
Sitzkonzept nach A.C. Mandal:
Werden chronischen Rückenschmerzen durch die Art und Weise, in der wir Sitzen verursacht? Für viele Menschen ist dies der Fall, sagen eine zunehmende Anzahl von Experten auf dem Gebiet der Ergonomie. Hinzu kommt die Tatsache, dass wir schnell zu einer Informationsverarbeitungs Gesellschaft mutieren, in der immer mehr Beschäftigte für längere Zeit Sitzen und wir erkennen, welche entscheidende Rolle der richtige Sitz spielen kann. Für moderne Forscher, führte, die vor zwei Jahrzehnten vom dänischen Chirurgen, AC Mandal, MD, vorgeschlagene Sitzhaltung in Bezug auf die Wirbelsäule, zu einem Paradigmenwechsel in der Art, wie wir sitzende Arbeiter ergonomisch bewerten. Viele dieser Ideen wurden in neueren Studien validiert. Einfach gesagt, glaubte Mandal, dass das Jahrhunderte alte Sitz-Konzept - aufrecht mit einem Hüft-Winkel von 90 ° - falsch ist. Diese Art des traditionellen Sitzen, das noch heute praktiziert und von vielen als die eine richtige Art zu Sitzen bekannt ist, ist Ursache für schlechte Lordose (die natürliche S-kurvenförmige Aufrichtung der Wirbelsäule) und Kyphose (Bucklung der Wirbelsäule). Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir brauchen, in Bezug auf postural gesundes Sitzen - wir sollten Kyphose im unteren Rückenbereich vermeiden und eine moderate Lordose halten. Für uns würde dies bedeuten, unter Einbeziehung der natürlichen S-Kurve der Wirbelsäule in unsere Sitzhaltung, weder abgeflacht noch übertreiben gebogen zu Sitzen. Beim aufrechten Stehen, nimmt die Wirbelsäule eine Haltung der natürlichen Lordose ein, wogegen Kyphose in der traditionellen Sitzhaltungen schwierig zu vermeiden ist. Nahezu alle Experten betrachten eine richtiges Maß an Lordose in Sitz- und Stehhaltungen als entscheidend die Gesunderhaltung der Wirbelsäule zu gewährleisten. Einige der bekannten negativen Auswirkungen der traditionellen, 90 ° Sitz sind:
• Die aufrechte Wirbelsäulenhaltung neigt dazu zusammenbrechen, wenn der obere Rücken sich wölbt (buckelt), was zu einer Haltung führt, die Schulter-, Nacken- und Rückenmuskel verspannt und zu einer falsch ausgerichteten Wirbelsäule und einer Rundung des unteren Rückens (Kyphose) führt.
• Die Durchblutung in den unteren Extremitäten wird geschwächt, was möglicherweise zu Krampfadern, Cellulite, aufgeblähten Füßen, Müdigkeit und der Gefahr der Blutgerinnung in den Beinen führen kann.
• Wenn wir für längere Zeit sitzen, setzen wir auch viel von unserem Körper den Auswirkungen der statischen Belastung aus, der zu Flüssigkeitsverlust in den Bandscheiben führen kann, und die Muskeln schnell ermüden lässt. Versuchen Sie den ganzen Tag auf einem Seminar auf einem dieser einfachen Stapelstühle zu sitzen und sie werden sehen, dass Sie am Ende des Tages stark ermüdet sind.
• Bei Kindern gibt es eine Verbindung zwischen der traditionellen 90 ° Sitzhaltung und der Entwicklung der Skoliose - eine abnorme Krümmung der Wirbelsäule in Zeiten des jugendlichen Wachstums. (Koskelo et al, 2001)
Mandal bevorzugt eine Art zu sitzen, wobei die Haltung der Wirbelsäule sich der natürlichen Ruheposition nähert. Er nannte diese "Balanced Sitting" balanciertes Sitzen. Ein Hüft Winkel von 135° oder eine Vorwärts Sitz-Schwenk-Neigung von 45-55°, führt zu einer optimalen ausbalancierten Körperhaltung. Forschungen zeigen, dass in dieser halb stehende Haltung der Bandscheiben-Druck am Niedrigsten ist.
Grundlegende Optionen in dieser ausbalanciertenHaltung zu sitzen sind unter anderem:
•Der standard Bürostuhl, mit einem nach Vorne geneigter Sitzverstellung.
•Knie Stühle, ein norwegisches Design aus den frühen 1980er Jahren, wo das Gewicht des Körpers vom Knie unterstützt wird.
•Gymnasikball Stühle – aufblasbaren Gymnastikball, oft platziert auf einer Stuhl Basis mit Rückenlehne.
•Sitt/Steh Hocker – diese ermöglichen eine nahezu stehende Haltung
•Sogenannte Sattel Stühle, wo man wie ein Reiter ohne Rückenlehne sitzt.
Davon ist wahrscheinlich die einfachste Anpassung an Ihrem Arbeitsplatz ein standard Stuhl mit Sitz-Neigung nach Vorne. Leider nur ein kleiner Prozentsatz der Stühle bieten diese Anpassung, und die im Allgemeinen nicht weit genug kippen, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Zudem beschweren sich auch, die Benutzer dieser Technik, dass sie das Gefühl haben, vom Stuhl zu rutschen.
Die vielversprechendsten dieser Optionen ist möglicherweise tatsächlich der Sattel-Stuhl. Es gibt verschiedene Arten von Sattel Stühle, die neuerdings weiter entwickelt wurden. Zu beachten ist noch:
•Der Schreibtisch oder die Arbeithöhe muss höhenverstellbar sein, da man beim aufrechten balancierten Sitzen Höher Sitz!
Die Vorteile dieser Art von Stühlen umfasst:
• Verbesserte Durchblutung der unteren Extremitäten, wiederum unter anderem geringere Ermüdung.
• Der Oberkörper bleibt entspannter, Muskelspannung wird minimiert.
• Hervorragende Mobilität – es ist einfach, sich auf und mit dem Stuhl zu bewegen
• Leichter Übergang zu stehendem Arbeiten.
Referenzen
•Mandal, A.C. “The Seated Man”, (homo sedens). Dafnia Publications, Klampenborg, Denmark . 1985.
•Pynt, J., et al. “Milestones in the Evolution of lumbar Spinal Postural Health in Seating”, Spine, Volume 27, Number 19 (2002):2180-2189.
•Vollowitz, E. “Furniture prescription for the conservative management of low-back pain”, Topics in Acute Care and Trauma Rehabilitation 1988:2(4):18-37
•Peters, H. “Report by the German TUV”, 2002.
•Saukonpaa, H. “Extracts from the thesis of physiotherapist, Helena Saukonpaa”, 1994.
•Koskelo, R., et al. “University of Kuopio study for high school students”, 2001.
Jeff Tiedeman, an Ergonomics Consultant with State Fund, is a Certified Safety Professional (CSP), a Board-Certified Industrial Ergonomist (CIE) and is certified as an Associate in Risk Management (ARM). He has done extensive research on specialized topics related to ergonomics, including illumination in the workplace, and has written articles and taught classes on these subjects.
Information or recommendations contained in this article were obtained from sources believed to be reliable at the date of publication. This information is only advisory and does not presume to be exhaustive or inclusive of all workplace hazards or situations.
Siehe: http://www.statefundca.com/safety/SeatingConcepts.asp