Virtuosität ist das Gegenteil von Kreativität.
Agiert man virtuos, braucht man nichts Neues zu denken. Man tut einfach das, was man gelernt hat. Nach Situation und Kontext wird etwas Angelerntes, gut Geübtes ausgeführt. Und je nach Fähigkeit (Skills) wird dabei eine perfekte Darbietung (Performance) geboten.
Bei einem Klavierkonzert absolut wichtig. Man möchte ja nicht, dass der Pianist andere Noten spielt, als der Komponist geschrieben hat. Bei Unternehmen trifft dies in verschiedenen Bereichen auch zu: Am Fließband und in der Buchhaltung sind strenge Regeln vorgegeben und die virtuose Fähigkeit und dauerhafte Zuverlässigkeit des Menschen ist dort besonders gefragt. Besonders aufbauend sind solche Tätigkeiten für den Menschen allerdings nicht.
Die einseitige Beanspruchung und das Unterbinden jeglicher eigener Kreativitätsansätze führen zu Abgestumpftheit und Trivialität in der Lebensqualität.
Es kommt also nicht so sehr darauf an, wie gut etwas erlernt wurde (Virtuosität), wichtiger ist der authentische eigene Ausdruck (Kreativität). Nur durch diesen, aus dem persönlichen Sein entspringenden Ausdruck, erreichen wir andere Menschen und öffnen durch Feedback die Türen für das Erkennen der momentanen Wirklichkeit. Dies wiederum ist die Voraussetzung für Intuition.
Effizienz ist also etwas anderes als Produktivität, die z.B. allein durch das Abarbeiten bestimmter Aufgaben erzielt wird. Das fleißige Abarbeiten bestimmter Vorgänge ist selten effizient! Effizienz bedeutet „Das Richtige zur richtigen Zeit tun“ und basiert auf realitätsnaher Intuition - Kreativität!
Kreativität braucht Freiräume für die eigene authentische Art.
Kreativ sein bedeutet, etwas auf seine Weise zu tun. Sich kreativ zu verhalten bedeutet auch, sich in einer nicht 100% standard konformen Art und Weise auszudrücken. Der Impuls kommt dabei von innen. Außen ist der Ausdruck.
Jeder Mensch kann kreativ sein. Kreativität ist eine natürliche Eigenschaft und wird durch Regeln, gesellschaftliche Verhaltensnormen und Erziehung in ihrer Entfaltung mehr oder weniger gefördert, gemäßigt oder unterdrückt.
Stellen Sie sich Kinder vor, die mit Bauklötzen spielen. Die Kinder sind fröhlich und lachen beim Spielen so erfrischend, wie es nur kleine Kinder können. Die Bauklötze sind natürlich schief und krumm gestapelt. Aber die Kinder haben Spaß.
Jetzt passiert in der Regel etwas, was die Kleinen für Ihr weiteres Leben prägt. Ein Erwachsener kommt dazu und sieht dass die Mauer schief ist. Er setzt sich dazu und erklärt den Kindern: „Ist ja wirklich toll, was ihr da gemacht habt, aber schau, ich zeige Euch wie man das richtig macht.“
- WIE MAN DAS RICHTIG MACHT -
Lassen Sie sich diesen Satz bitte richtig auf der Zunge zergehen. Erinnern Sie sich daran, wie es Ihnen ergangen ist. Wie viele liebe Erwachsene haben Sie so zwar erzogen aber auch auf den Boden zurückgeholt. Wie viele Male hat es wehgetan? Wie viel Freude ging verloren?
So lernten wir, uns konform zu verhalten und in der Gesellschaft zu bestehen. Nur, was ist aus unserer Kreativität geworden? Unserer unverfänglichen Freude? Haben wir uns noch einen kleinen Freiraum erhalten, an dem wir uns ausdrücken können, oder haben wir innerlich resigniert?
Seltsamerweise hat Kreativität im Ursprung nichts mit Wettbewerb und Leistungsvergleich zu tun. Es geht nicht darum, sich seinen „Kick“ oder ein Quäntchen Glück dadurch zu holen, dass man besser, größer oder schneller ist. Sich gegenüber Anderen besonders aufzubauen und hervorzuheben, zeigt eher einen Mangel an eigener Kreativität.
Die eigene authentische Art ist einzigartig. Deshalb kann es keinen Wettbewerb geben. Wettbewerb gibt es nur da, wo es darum geht, eine bestimmte Art nachzumachen. Sich eine Maske aufzusetzen, ist insofern einfacher, da man die zu spielende Rolle kennt und weiß, wie diese von anderen angesehen und akzeptiert wird. Wer wirklich kreativ sein will, muss erst einmal über seinen Schatten springen und sich frei machen von der Meinung Anderer.
Die Wertschätzung gegenüber der „eigenen authentischen Art zu Sein“ muss von jedem Einzelnen selbst ausgehen. Ohne die eigene Akzeptanz führen Wertschätzungen und Belobigungen von Dritten oft dazu, dass wieder eine Maske, bzw. eine Rolle manifestiert wird.
Kreativität zu Leben bedeutet authentisches Denken und Handeln, frei von Vorurteilen und erzieherischen Prägungen.
Leider ist in unserer Gesellschaft die Erziehung durch Schuldhaftigkeit geprägt. Nicht konformes Denken und Handeln wird als Schuld deklariert. Wir meinen damit nicht die wirklich schuldhaften Taten, wie Mord und alles, was anderen Menschen weh tut, sondern die so leicht suggerierte Schuldigkeit wie: „Wenn du mir nicht hilfst, dann bist du schuld ...“ oder „Wenn du das tust oder nicht tust bist du schuld dass ...“ oder „Wenn du nicht gehorchst machst du dich schuldig.“ Solche Muster stecken noch zu Genüge in uns drin. Was bewirken sie? Sie dienen oder dienten einfach dazu Kontrolle auszuüben. Sie halten uns zurück, hindern uns daran Dinge auszuprobieren und zu erfahren, und behindern dadurch unsere Kreativität.
Im Unternehmen ist das genauso. „Wenn du das jetzt anders machst als dein erfolgreicher Vorgänger, dann bist du dran wenn es nicht klappt.“ Motivation ist das nicht. Fehler machen wir alle. Um weiter kreativ am Leben teilzuhaben, ist es deshalb vorteilhafter, wenn wir verzeihen können. Wenn wir all die vielen Schuldmuster aus unserer Erziehung in psychologischen Sitzungen auflösen wollten, würde das sehr lange dauern. Einfacher ist es, sich und natürlich auch Anderen zu verzeihen. Das geht schneller und wir sind wieder frei, nach vorne zu schauen, kreativ unser Leben zu leben, kreativ die Welt und ihre Möglichkeiten zu erfahren und authentisch zu weinen, zu lachen, gleichzeitig mehr Lebensqualität zu erfahren und in unserer Arbeit effizienter zu sein.
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Eine gewissenhafte ganzheitliche Gestaltung der Arbeitswelt kann das kreative Menschsein fördern und maßgeblich zur Gesunderhaltung von Körper und Geist beitragen. Damit werden auch Produktivität
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